Mit dem Paradigma des Embodiment leitete Csordas in der Anthropologie des Körpers einen Perspektivenwechsel ein, mit dem der cartesianische Dualismus von Geist und Körper, sowie von Subjekt und Objekt aufgehoben werden soll. Körper wird dabei als Subjekt von Kultur gedacht, und nicht als Objekt, das im Verhältnis zu Kultur untersucht wird. Csordas forscht zu Charismatischen Katholiken und den Navajo Indianern. Seine Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Religion und mental health, Körpertechniken, Sprache und Kultur sowie kultureller Phänomenologie.
Seit den 1970er Jahren beschäftigt sich die Historikerin Barbara Duden mit der Kultur-, Geschlechter- und Wissenschaftsgeschichte des Körpers. Mit ihrer Pionierstudie «Geschichte unter der Haut» (1987) war sie wesentlich daran beteiligt, den Körper als legitimen Gegenstand der Geschichtswissenschaft zu etablieren. Zu ihren Forschungsfeldern gehören die Wahrnehmung von Körpern, die Entkörperung durch die moderne Medizin und der Frauenleib als öffentlicher Ort. Gegenwärtig beschäftigt sich Barbara Duden aus feministischer Perspektive mit dem Einfluss von Genetik und Biomedizin auf die Transformation des Körpers in der Alltagswahrnehmung.
Der Philosoph (und Derrida-Übersetzer) Alexander García Düttmann konzentriert sich in seinen Arbeiten auf das Verhältnis von Sprache und Geschichte bei Denkern wie Adorno, Benjamin und Heidegger. Daneben gehören Fragen der politischen Dekonstruktion – besonders im Kontext der Identitätspolitik (AIDS-Aktivismus, Anerkennung, Multikulturalismus) – zu seinen Forschungsschwerpunkten. Jüngst hat er eine Monografie zu «Einsichten in Fleisch und Blut» vorgelegt, in der er sich mit Luchino Viscontis Filmen – gelesen mit Adorno – beschäftigt.
In mehreren Studien zur «Figurenlehre des Sozialkörpers» hat die Literatur- und Kulturforscherin Ethel Matala das Eigenleben des Körpers, das politische Imaginäre erforscht. Immer geht es dabei um den Körper – und zwar in seiner politischen Dimension als konstitutives Prinzip von Gemeinschaftsbildung; sei es als verfasster Körper, in der Form der Körperschaft oder als Sozialkörper. Zu den weiteren Interessenfelder von Ethel Matala gehören die Wechselbeziehungen zwischen Recht und Literatur, die Kulturanthropologie sowie das aktuelle Projekt «Starke Affekte. Kultur und Politik der Erregung».
Die Forschung von Marquard Smith beschäftigt sich mit modernen und zeitgenössischen Darstellungen von Körper, Sexualität und Technologie in den Bereichen der bildenden Kunst, der Photographie, des Films sowie in der Visual Culture. Er hat einen Band zum Performance-Künstler Stelarc (Stelarc: The Monograph, MIT Press, 2005) und einen weiteren zu den materiellen und metaphorischen Figurationen der Prothese herausgegeben (The Prosthetic Impulse, MIT Press, 2006). Zur Zeit arbeitet er an zwei Büchern mit den Titeln The Erotic Doll: A Tale of Artificial Love und Bio Art: The Future of Life. Marquard Smith ist der Begründer und Hauptherausgeber des Journal of Visual Culture (Sage).
Als Filmwissenschaftlerin bezieht sich Vivian Sobchack auf die Phänomenologie, um einen körperlich-sinnlichen Zugang zum Film und zur zeitgenössischen bildorientierten Kultur auszuloten. In Carnal Thoughts: Embodiment and Moving Image Culture (University of California Press, 2004) stellt sie die traditionelle Opposition von Geist und Körper in Frage und zeigt, dass Erfahrung stets sinnlich ist. Unsere Körper sind somit nicht nur sichtbare Objekt, sondern sense-making subjects. Weitere Buchpublikationen beinhalten unter anderem The Address of the Eye: A Phenomenology of Film Experience (Princeton UP, 1992) und Screening Space: The American Science Fiction Film (Rutgers UP, 1997).
Zu den Forschungsfeldern des Historikers Jakob Tanner gehört die Wirtschafts- und Konsumgeschichte des 20. Jahrhunderts, aber auch die Wissenschafts-, Medizin- und Körpergeschichte. Ein aktueller Fluchtpunkt, der die vielfältigen Zugänge eint, bildet das Thema der «Inkorporation». Hier geht es zum einen um Fragen der Einverleibung aus dem Blickwinkel der Ernährungsforschung, denen Jakob Tanner bereits in einem Buch zum Thema «Fabrikmahlzeit» nachging. Zum anderen interessiert der Körper in seiner «tacit dimension» als Erfahrungs- und Wissensspeicher und mit Bezug auf Fragen nach Subjektivierungslogiken, Selbsttechniken und Verkörperungen.